Ein Mädchen wird von einer Ärztin geimpft
Impfungen

HPV-Impfung: Schutz vor Gebärmutterhalskrebs

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Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Die Viren, die am häufigsten durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, sind humane Papillomviren, kurz HPV oder HP-Viren. Von den über 200 bekannten HPV-Typen befallen rund 40 die Geschlechtsorgane. Einige HPV führen zur Bildung von Feigwarzen an den Genitalien. Andere Typen sind dagegen die Hauptursache für die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs und anderen Karzinomen im Genitalbereich.

HPV-Impfung: Was sind HP-Viren?

HP-Viren kommen nur beim Menschen vor und befallen die Zellen der Haut und Schleimhaut. Etwa 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen werden mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV infiziert. Diese Infektion verläuft in vielen Fällen, bei etwa 90 Prozent, unbemerkt: Sie verursacht keine Beschwerden und heilt von alleine ohne Behandlung aus.

Etwa 10 Prozent der Betroffenen bleiben indessen dauerhaft mit HPV infiziert. In diesem Fall können die Viren zu Beschwerden führen. Sie können Haut- und Feigwarzen verursachen und darüber hinaus zu bösartigen Zellveränderungen führen. So spielen HPV im Zusammenhang mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund wird Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts eine Schutzimpfung empfohlen.

Bei wem treten HPV-Infektionen auf?

Am häufigsten tritt eine HPV-Infektion bei jungen Menschen bis zum Alter von 25 Jahren auf. Pro Jahr erkranken bundesweit etwa 6.250 Frauen und 1.600 Männer an Krebs durch eine HPV-Infektion. Bei Frauen kommt es jährlich zu rund 4.600 neuen Krebserkrankungen am Gebärmutterhals, pro Jahr versterben etwa 1.500 Frauen daran. Bei Männern rufen Infektionen mit HPV-Hochrisikotypen hauptsächlich Krebs im Mund- und Rachenbereich sowie an Anus und Penis hervor.

Wie gefährlich ist eine HPV-Infektion?

Das kommt auf den HPV-Typus an. 90 Prozent der HPV-Infektionen heilen innerhalb von zwei Jahren von selbst aus. Etwa zehn Prozent bleiben im Körper bestehen. Über die Jahre können sie zu Zellveränderungen führen, die sich zu Gebärmutterhalskrebs oder Analkrebs entwickeln können. „Vor allem die Hochrisiko-Typen HPV 16 und HPV 18 sind nachweislich entscheidend an der Entstehung von Krebs beteiligt – bei Frauen ebenso wie bei Männern“, sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Etwa 70 Prozent der Krebserkrankungen am Gebärmutterhals werden durch HPV 16 und HPV 18 ausgelöst. HPV 16 wird auch mit der Entstehung von Krebs am Anus, in der Scheide, an den Schamlippen, am Penis oder im Mund-Rachen-Raum in Verbindung gebracht.

HPV sind Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs wird nahezu ausschließlich durch HPV verursacht: Die HPV-Typen 16 und 18 sind für etwa 70 Prozent aller HPV-Infektionen verantwortlich, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. Wenn die Erkrankung beziehungsweise ihre Vorstufen im Rahmen der Krebsfrüherkennungsuntersuchung rechtzeitig erkannt wird, kann sie in der Regel gut behandelt werden.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Humane Papillomviren sind die häufigsten sexuell übertragenen Viren: Die Ansteckung mit ihnen erfolgt hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr. Die HPV gelangen dabei auch über Hautverletzungen oder über die Schleimhäute in den Körper. Auch bei Oralverkehr können die Erreger in die Mundhöhle oder den Rachen gelangen. Sogar sehr enger Körperkontakt ist oft schon ausreichend, um sich anzustecken. Eine Ansteckung ist auch durch die Berührung von Feigwarzen möglich. Wer sich infiziert, merkt dies meist nicht, weil sich meistens keine äußerlichen Anzeichen oder Beschwerden bemerkbar machen.
Die Übertragung der Viren ist allerdings nicht nur beim Sex möglich. So kann eine Mutter, die mit HPV infiziert ist, ihr Kind bei der Geburt mit den Erregern anstecken.
In seltenen Fällen erfolgt die Ansteckung mit HPV auch durch eine Schmierinfektion über infizierte Gegenstände.

Kondome schützen nicht zuverlässig

Die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr kann das Ansteckungsrisiko zwar verringern, jedoch Infektionen mit HPV nicht zuverlässig verhindern. Denn bestimmte HPV-Typen kommen außer auf den Schleimhäuten auch auf der Haut im Genital- und Analbereich vor. So kann es trotz eines Kondoms bei sehr engem Körperkontakt zur Übertragung der Viren kommen.

Symptome bei HPV-Infektionen

Wer sich mit den Viren infiziert hat, bemerkt dies oftmals gar nicht. Denn die meisten HPV-Infektionen verlaufen ohne Beschwerden und daher unbemerkt. Die Infektion heilt bei etwa 90 Prozent der Infizierten von selbst und ohne Komplikationen wieder aus.
Doch nicht immer kann das Immunsystem, die Viren erfolgreich abwehren. Dann können bestimmte HPV-Typen Haut- und Feigwarzen hervorrufen. Andere HPV-Typen können zu Veränderungen an den Zellen führen, aus denen sich Krebs entwickeln kann.

Hautwarzen

Sie werden auch Papillome genannt und treten überwiegend im Gesicht sowie an den Extremitäten auf. Obwohl sie unangenehm sind, stellen sie keine Gefahr für die Gesundheit dar. HPV, die zu Hautwarzen führen, treten in der Regel nicht im Geschlechtsbereich auf. Eine Ausnahme sind die allerdings sehr seltenen Hautwarzen im Genitalbereich von Kleinkindern.

Feigwarzen

Bei Feigwarzen handelt es sich um spitze, wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter große Warzen. Sie treten überwiegend im Genitalbereich (Schamlippen, Damm, Penis, Leisten), am und im After, bei Frauen auch in der Scheide und am Gebärmuttermund auf.

Zellveränderungen und Krebsentstehung

Die Hochrisikotypen unter den humanen Papillomviren können Zellveränderungen verursachen, aus denen sich im Laufe von Jahren Krebs entwickeln kann. Die meisten Krebserkrankungen werden durch HPV 16 und 18 ausgelöst. Darüber hinaus hat man inzwischen noch 13 weitere HPV-Typen identifiziert, die zu Krebs führen können.

Diagnose von HPV-Infektionen

Eine HPV-Infektion lässt sich heute durch HPV-Tests nachweisen. Dazu wird Zellmaterial über einen Schleimhautabstrich oder aus einer kleinen Gewebeprobe aus dem möglicherweise infizierten Bereich entnommen. Im Labor können die HPV-Typen dann anhand ihres Erbmaterials bestimmt werden.

HPV-Heimtests ermöglichen Frauen den Selbsttest zu Hause. Dafür wird mit einem kleinen Stäbchen ein vaginaler Gewebeabstrich entnommen und an ein Labor versandt. Das Ergebnis erhält man frühestens nach sieben Tagen. Auch wenn sie nicht genauso zuverlässig sind wie ein Test beim Arzt, können die Selbsttests, das weiß man aus belgischen Studien, insgesamt zu einer besseren Früherkennung beitragen.

Der HPV-Test kann allerdings nur die Infektion mit HPV als möglichen Auslöser identifizieren, Zellveränderungen, Krebsvorstufen oder Krebszellen kann er nicht diagnostizieren. Hinweise auf Krebserkrankungen durch HPV lassen sich folglich nur im Zuge der Krebsfrüherkennungsuntersuchungen entdecken.

Kostenloser Pap-Test für Frauen

Gesetzlich krankenversicherte Frauen zwischen 20 und 34 Jahren können einmal jährlich kostenfrei einen Pap-Test vornehmen lassen. Ab 35 können Frauen alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus Pap-Test und HPV-Test wahrnehmen.

Feigwarzen werden durch das Betupfen mit Essigsäure diagnostisch nachgewiesen. Durch diese Maßnahme verfärben sich die Warzen weißlich und sind somit gut von gesundem Gewebe zu unterscheiden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Für die HPV-Infektion an sich existiert keine Behandlung. Das frühe Entdecken und Behandeln veränderter Zellen bietet die wirksamste Möglichkeit, Komplikationen und Folgeerkrankungen wie Krebsvorstufen und Krebs zu verhindern.

Feig- und Hautwarzen heilen meist von alleine ohne eine Behandlung aus. Ist dies nicht der Fall, können die Warzen mit dem regelmäßigen Auftragen von Salben behandelt werden. Bringt auch dies keinen Erfolg, werden sie im Rahmen eines ambulanten Eingriffs mit der sogenannten Kältetherapie entfernt. Dabei werden die Warzen mit flüssigem Stickstoff vereist, wodurch sie absterben.

Doch auch wenn die Warzen von selbst oder durch eine Therapie abgeheilt sind, besteht ein Risiko von 30 Prozent, dass sie nach einigen Monaten wiederkehren.

HPV-Impfung: Bestmöglicher Schutz vor einer HPV-Infektion

„Einen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion mit HPV gibt es leider nicht“, sagt Gynäkologe Albring. Studien haben gezeigt, dass sich bei konsequenter Nutzung von Kondomen HPV-Infektionen zwar verringern, jedoch nicht gänzlich verhindern lassen.

Den wirksamsten Schutz vor der Infektion mit HPV bietet die Impfung. Sie immunisiert gegen die gefährlichsten HPV-Typen und senkt damit das Risiko für dadurch bedingte Erkrankungen erheblich. Eine 2020 veröffentlichte Untersuchung aus Schweden mit mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen zwischen zehn und 30 Jahren konnte zeigen, dass Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden, ein um 88 Prozent geringeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen. Andere Studien konnten zeigen, dass die HPV-Impfung auch die Bildung von Krebsvorstufen verhindert. Für den bestmöglichen Immunschutz sollte die Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt vorgenommen werden.

Seit April 2016 steht für die HPV-Impfung ein Impfstoff zu Verfügung, der gegen neun verschiedene Virustypen schützt.

Auch Jungen sollten eine HPV-Impfung machen

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung seit 2007 für Mädchen und seit Juni 2018 zudem für Jungen. Denn die Viren können auch Männern nachhaltigen Schaden zufügen. Zwar erkranken Männer seltener an HPV-bedingten Krebsarten. Aber sie sind außerdem potenzielle Überträger.

Wann und wie oft sollte man eine HPV-Impfung durchführen?

Gemäß den Empfehlungen der STIKO sollten Jungen und Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren gegen HPV geimpft werden. Für eine komplette Immunisierung sind zwei Impfungen notwendig. Der Abstand zwischen den beiden Impfungen sollte mindestens fünf Monate betragen. Bei einem Impfabstand unter fünf Monaten sind drei Impfungen erforderlich.

Erfolgt die erste HPV-Impfung im Alter von 15 Jahren oder älter, sind insgesamt drei Impfungen notwendig. In beiden Fällen sollte der Aufbau des Impfschutzes möglichst nach einem Jahr abgeschlossen sein.
Verpasste Impfungen gegen HPV sollten so bald wie möglich und vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.

„Auch bei sexuell bereits aktiven Erwachsenen kann eine HPV-Impfung sinnvoll sein“, ergänzt Albring. „Etwa wenn man sich nur mit einem Hochrisiko-Typ angesteckt hat und sich durch die Impfung gegen einen weiteren schützen möchte. Im Zweifel bespricht man das am besten mit dem behandelnden Arzt.“

Barmer-Versicherte können sich kostenlos und länger gegen HPV Impfen lassen

Barmer-Versicherte können sich sogar bis zum 26. Geburtstag gegen die HPV impfen lassen. Es fällt noch nicht einmal eine Zuzahlung an. Wenn Sie die Kosten vorausgelegt haben, werden Ihnen diese schnell erstattet.

Impfungen

Welche Impfstoffe gegen HPV gibt es?

In Deutschland gibt es zwei verschiedene HPV-Impfstoffe. Der zweifache HPV-Impfstoff Cervarix wirkt gegen die Hochrisiko-Typen 16 und 18, der Neunfach-Wirkstoff Gardasil schützt neben den Typen 16 und 18 zusätzlich gegen die Hochrisiko-Typen 31, 33, 45, 52 und 58. Ebenfalls enthalten sind darin Antigene gegen die Niedrigrisiko-Typen 6 und 11, die für etwa 90 Prozent der auftretenden Genitalwarzen verantwortlich sind.

Wissenschaftler forschen zudem an sogenannten therapeutischen Impfstoffen, die sich nicht gegen eine Infektion richten, sondern das Immunsystem dabei unterstützen, HPV befallene Zellen zu erkennen und zu vernichten. Diese Stoffe sind aber noch nicht zugelassen.

Auch weiterhin erforderlich: Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs

Nach der Impfung ist weiterhin eine Infektion mit anderen HPV-Typen möglich. Deshalb ist es auch für geimpfte Frauen wichtig, regelmäßig die Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs wahrzunehmen.

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Literatur

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