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Fieber bei Kindern - welche Ursachen, Beschwerden und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

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Was ist Fieber bei Kindern?

Fieber ist eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers, die das kindliche Immunsystem in seinem Kampf gegen eingedrungene Krankheitserreger, wie Viren oder Bakterien unterstützt. Denn unter höheren Temperaturen können die dazu nötigen Vorgänge schneller ablaufen. Nicht das Fieber macht also ein Kind krank, sondern der auslösende Infektionserreger. Da Kinder noch für viele Viren anfällig sind, gegen die Erwachsene bereits einen Schutz entwickelt haben, erkranken sie häufiger an fieberhaften Infekten. Denn ihr Immunsystem muss durch die Auseinandersetzung mit Umweltkeimen erst Schritt für Schritt ausreifen. Im Durchschnitt macht ein Vorschulkind jährlich acht bis zwölf leichte Infekte durch.

Welche Ursachen hat Fieber bei Kindern?

Bei einem gesunden Menschen sorgt ein Steuerungszentrum im Gehirn, der Hypothalamus, wie ein Thermostat dafür, dass die Körpertemperatur um einen Sollwert von etwa 37 Grad Celsius konstant bleibt. Gelangen jedoch Krankheitserreger in den Körper oder entstehen organische Krankheiten, werden fieberauslösende Botenstoffe gebildet, sogenannte Pyrogene, die in der Schaltzentrale des Gehirns eine Hochregulierung des Sollwerts bewirken. Der Körper reduziert daraufhin die Wärmeabgabe, indem er die kleinen Blutgefäße eng stellt und so die Durchblutung der Haut zurückfährt. Diese wirkt dann blass, Hände und Füße fühlen sich kalt an und das Kind friert. Zusätzlich versucht der Körper durch Muskelzittern bis hin zu Schüttelfrost und Zähneklappern Wärme zu erzeugen.

Für Kinder gelten folgende Richtwerte, gemessen im Po (rektal):

  • Erhöhte Temperatur: 37 bis 38 Grad Celsius
  • Fieber: ab 38 Grad Celsius
  • Hohes Fieber: ab 40 Grad Celsius

Fieber als Krankheitszeichen

Meist steckt eine harmlose Infektionserkrankung hinter einer Fieberepisode. Insbesondere bei kleinen Kindern sind in den meisten Fällen Viren die Ursache solcher "banalen" Infekte.

Häufig handelt es sich dabei um Infekte der oberen Atemwege (sogenannte Erkältungskrankheiten), Dreitagefieber oder Infektionen des Magen-Darm-Trakts. Eher selten stecken ernsthaftere Erkrankungen dahinter, die durch Bakterien, Viren oder andere Erreger ausgelöst werden, wie zum Beispiel Harnwegsinfektionen, Blinddarm-, Hirnhaut-, Lungen oder Gehirnentzündungen und Blutvergiftungen. Mitunter kann das Fieber auch eine Reaktion auf Impfungen sein.

Fieber aus anderen Gründen

Nicht immer geht das Fieber auf Infektionen zurück. Auch viele andere Erkrankungen können mit schubweisen und langwierigen Fieberepisoden einhergehen, sind aber insgesamt sehr selten.

Zu diesen Erkrankungen gehören zum Beispiel Autoimmunerkrankungen, wie Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, sogenannte Vaskulitiden (Entzündungen der Blutgefäße), Blutkrankheiten, Immundefekte, Stoffwechselerkrankungen. Oft dauert es länger bis die verschiedenen kinderärztlichen Fachdisziplinen die richtige Diagnose finden können, bis dahin spricht man von "Fieber mit unbekannter Ursache" (englisch: fever of unknown origin).

Welche Beschwerden können auftreten?

Bei Kindern wirkt sich Fieber oft sehr unterschiedlich aus. Den meisten merkt man die erhöhte Körpertemperatur bereits  rein äußerlich an. Das Gesicht ist trocken, heiß und gerötet, die Augen wirken glänzend und müde, die Haut an den Extremitäten ist oft kühl und blass. Mitunter sind die Kinder quengelig und haben oft wenig Appetit. Auch Gliederschmerzen, Kopf und Bauchschmerzen werden häufig angegeben. Manchen Kindern merkt man wiederum kaum an, dass sie fiebern.

Anzeichen für Fieberanstieg

  • Blässe, kalte Hände und Füße
  • Trockene, überwärmte Gesichtshaut
  • Frösteln, Schüttelfrost, Zähneklappern

Anzeichen für abklingendes Fieber

  • Hautrötung, warme, feuchte Hände und Füße
  • Schwitzen
  • Durst, mit Vorliebe für kalte Getränke

Entwickelt das Kind neben Fieber auch einen Hautauschlag, steckt möglicherweise eine Kinderkrankheit wie das Drei-Tage-Fieber oder eine andere Kinderkrankheit dahinter.

Welche Untersuchungen gibt es?

Zunächst gilt es festzustellen, ob das Kind tatsächlich fiebert und wie hoch seine Körpertemperatur ist. Dies lässt sich am besten mit einem digitalen Fieberthermometer ermitteln.

Die Ergebnisse der verschiedenen Geräte und Messmethoden können stark voneinander abweichen. Daher ist es wichtig, immer auf die gleiche Art zu messen, um beurteilen zu können, ob das Fieber ansteigt, konstant bleibt oder abfällt. Gemessen werden kann im Po, unter der Zunge, unter der Achsel und  im Ohr.

Richtig Fiebermessen

Die Messung im Po (After) ist am genauesten. Bei Kindern unter drei Jahren ist diese Methode die beste. Dabei legt man das Kind auf die Seite und winkelt seine Beine an. Babys lassen auch gut in "Wickelstellung" messen: Mit einer Hand hebt man die Beinchen hoch, mit der anderen führt man vorsichtig das Thermometer ein. Etwas Creme erleichtert das Einführen.

Messungen unter der Zunge fallen etwa um ein halbes Grad niedriger aus als rektale. Sie eignen sich nur für größere Kindern (kleinere können auf das Thermometer beißen). Hat ein Kind gerade etwas Kaltes oder Warmes zu sich genommen, muss man mit dem Messen mindestens zehn Minuten warten.

Auch die Messung im Ohr liefert ein Ergebnis, das etwa ein halbes Grad unter dem rektalen Messergebnis liegt. Die Messung unter der Achsel wird wegen Ungenauigkeit nicht empfohlen.

Die Entscheidung, zum Arzt/ zur Ärztin zu gehen

Üblicherweise klingt Fieber schon nach wenigen Tagen ohne weitere Probleme von selbst ab. Deshalb ist es sinnvoll, erst einmal abzuwarten.

Ein Arztbesuch sollte erfolgen, wenn

  • bei Säuglingen (vor allem bis zum 3. Lebensmonat) die Temperatur auf 38 Grad Celsius oder mehr steigt
  • das Kind sich weigert zu trinken
  • Fieber ohne erkennbare Ursache länger als drei Tage andauert
  • die Körpertemperatur auf 40 Grad Celsius und höher steigt und das über mehr als drei Tage
  • das Kind ständig müde, apathisch und kaum ansprechbar ist oder sehr geschwächt wirkt.
  • weitere Krankheitszeichen auftreten, wie Durchfall, Erbrechen, Hautausschlag, Gelenkbeschwerden, Atemnot oder starke Kopfschmerzen
  • das Kind einen Fieberkrampf hat
  • keiner der genannten Punkte zutrifft, die Eltern aber dennoch beunruhigt sind.

Beim Arzt/ bei der Ärztin wird das Kind dann eingehend körperlich untersucht. Dabei begutachtet der Arzt/ die Ärztin Haut, Ohren und Rachen, untersucht die Lunge, das Herz; tastet Lymphknoten und Organe ab und befragt die Eltern nach dem Verlauf des Fiebers und Begleitbeschwerden.

Mit klinischer Untersuchung und Urintestung (wichtig!) ist es dem Arzt/ der Ärztin möglich, etwa 9 von 10 Fieberzuständen zu erklären. In den übrigen Fällen können weitere Untersuchungen, wie eine Blutentnahme, Ultraschall, Röntgen oder Rachenabstriche nötig werden, um schwere Krankheiten wie eine Hirnhaut- oder Lungenentzündung abzuklären.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Selbst hohes Fieber wird von ansonsten gesunden Kindern häufig besser vertragen als von Erwachsenen. Deshalb muss es nicht zwingend gesenkt, aber genau beobachtet werden. Wichtig ist jetzt Schonung und viel Schlaf. Strenge Bettruhe ist bei leichtem Fieber jedoch nicht erforderlich. Haben die Kleinen trotz Fieber noch genügend Energie zum Spielen, sollten sie das auch tun dürfen, dabei aber vor Zugluft geschützt sein.

Leichte Kost wie Suppen oder frisches Obst wird von fiebernden Kindern am besten angenommen. Allerdings haben die kleinen Fieberpatienten oft wenig bis gar keinen Hunger. Wenn sie ausreichend trinken, macht ihnen das jedoch nichts aus. Wichtig ist aber, Getränke wie ungesüßte Tees, Wasser oder verdünnte Säfte, möglichst lauwarm, in Reichweite des Kindes zu stellen und es regelmäßig zum Trinken zu ermuntern.

Fieber senken ohne Medikamente

Wenn das Kind während des Fieberanstiegs friert oder unter Schüttefrost leidet, sollte es durch Decken, warme Tees oder eine Wärmflasche warm gehalten werden. Fiebersenkende Maßnahmen wie Wadenwickel dürften in diese Phase nicht ergriffen werden.

Beginnt der kleine Patient zu schwitzen, lassen sich die Bemühungen des Körpers, Wärme nach außen abzugeben und so das Fieber zu senken, durch leichte Kleidung, eine dünne Decke und kühle Raumtemperaturen zusätzlich unterstützen.

Bei anhaltend hohem Fieber ab etwa 39 Grad Celsius können bei Kindern ab sechs Monaten wärmeentziehende Waden- oder Bauchwickel mit zimmerwarmem Wasser für 15 bis 20 Minuten dabei helfen, das Fieber sanft zu senken. Dies ist allerdings nur bei warmen Händen und Füßen angebracht und sollte auch nie gegen die Abwehr des Kindes erfolgen. Auch ein feuchter, lauwarmer Waschlappen auf der Stirn oder Waschungen des Oberkörpers können helfen. Für die ganz Kleinen eignen sich Pulswickel.

Fieber senken mit Medikamenten

Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion, mit der der Organismus auf schädliche Eindringlinge reagiert. Fiebersenkende Medikamente unterdrücken diese Abwehrvorgänge, senken zwar die Temperatur und helfen gegen Schmerzen, beseitigen jedoch nicht die eigentliche Krankheitsursache. Deshalb sollte der Einsatz solcher Medikamente in Form von Zäpfchen, Saft, Brausegranulat oder Tabletten nur mit Bedacht und nach Anweisung des Arztes/ der Ärztin erfolgen. Erst bei Fieber über 39 Grad Celsius und reduziertem Allgemeinzustand sollten Kinder fiebersenkende Medikamente erhalten. Falls eine Neigung des Kindes oder in der Familie zu Fieberkrämpfen besteht, kann man sich in Absprache mit dem Kinder- und Jugendarzt/ -ärztin schon bei niedrigeren Körpertemperaturen dafür entscheiden.

Empfohlen werden im allgemeinen Mittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol. Bei Paracetamol ist es wichtig, die Dosierungsanleitung für Kinder genau einzuhalten und es ihnen auf keinen Fall häufiger über mehrere Tage ohne ärztliche Überwachung zu geben.

Wegen des sehr seltenen Risikos eines "Reye-Syndroms" mit Gefahr einer schweren Leber- und Hirnschädigung, sollten Kindern unter zwölf Jahren keine Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen.

Nur in einigen Fällen bei schwerer verlaufenden  bakteriellen Infektionen ist eine Behandlung mit Antibiotika nötig. Der Arzt oder die Ärztin wird Nutzen und Risiken im Einzelfall sehr kritisch und sorgfältig abwägen.