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Mumps-Ansteckung und Folgeerkrankungen durch Impfen vermeiden

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Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Mumps, im Volksmund auch Ziegenpeter genannt, ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit. Sie wird durch das Mumps-Virus ausgelöst. Typisches Symptom sind Schwellungen der Wangen. Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen ohne Komplikationen. Sie kann mitunter jedoch auch schwerwiegende dauerhafte Folgeerkrankungen wie unter anderem Unfruchtbarkeit oder Schwerhörigkeit nach sich ziehen. Eine Impfung kann vor der Infektion schützen.

Ein kleines Mädchen hält sich beide Hände an die Wangen

Die Infektionskrankheit ist sehr ansteckend und weltweit verbreitet. Da vor allem Kinder betroffen sind, zählt sie, wie Masern oder Röteln, mit zur Kategorie der Kinderkrankheiten.

Charakteristisch für die Erkrankung ist eine schmerzhafte Entzündung der Ohrspeicheldrüsen. Sie führt bei den Patienten zu angeschwollenen „Hamsterbacken“. Die Schwellungen können bisweilen sehr ausgeprägt sein.

In der Regel verläuft die Erkrankung mild. Die Beschwerden können sogar so harmlos sein, dass Mumps gar nicht diagnostiziert wird. Wenn es – was selten geschieht – zu Komplikationen kommt, können sich allerdings schwerwiegende und entsprechend gefürchtete Folgeerkrankungen einstellen.

Wann tritt Mumps auf?

Die Krankheit tritt weltweit während des ganzen Jahres auf. Im Frühjahr und im Winter kommt es allerdings zu Häufungen bei den Krankheitsfällen. Bevor die Impfung dagegen eingeführt wurde, trat die Infektionskrankheit vor allem zwischen dem zweiten und 15. Lebensjahr auf.

Was löst die Erkrankung aus?

Auslöser der Erkrankung sind Mumpsviren, medizinisch Paramyxovirus parotitis genannt. Es handelt sich dabei um sogenannte ummantelte RNA-Viren. Das heißt, ihr Erbgut besteht aus Ribonukleinsäure (RNA). Die Viren gehören zur gleichen Virenfamilie wie die Masernviren. Ihr einziger Wirt ist der Mensch. Tiere können sich also nicht damit infizieren.

Wie die Ansteckung erfolgt

Mumps wird durch eine sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen. Die Erreger, die sich im Speichel oder im Nasensekret befinden, werden durch winzige Tröpfchen dieser Flüssigkeiten in die Luft verteilt und von anderen Personen eingeatmet. Sie gelangen dann über die oberen Atemwege in den Blutkreislauf und lösen die Erkrankung aus.
Dazu kommt es beispielsweise durch Niesen, Husten oder Sprechen. Besonders in geschlossenen Räumen besteht eine große Ansteckungsgefahr. Auch beim Küssen kann es durch den direkten Speichelkontakt zur Ansteckung mit den Viren kommen.
Diese können zudem auch über direkten Körperkontakt übertragen werden – beispielsweise, wenn Spielsachen oder Haltegriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Speichel eines infizierten Menschen verunreinigt sind. Dieser Ansteckungsweg ist jedoch selten.

Lange Ansteckungsgefahr

Zwischen der Ansteckung mit den Mumpsviren und dem Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) vergehen in der Regel 16 bis 18 Tage. Infizierte sind zwei Tage vor bis vier Tage nach Ausbruch der Krankheit am ansteckendsten. Eine Übertragung des Virus ist allerdings bereits drei bis sieben Tage vor und bis zu neun Tage nach Beginn der Speicheldrüsenschwellung möglich.

Oftmals keine Beschwerden
Nicht immer kommt es bei einer Mumps-Erkrankung zu Symptomen. So haben etwa 35 von 100 Infizierten keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden.
Infizierte Personen können den Erreger auch dann an andere Menschen weitergeben, wenn sie selbst keine Symptome zeigen, was zu einer weiteren Verbreitung beiträgt.

Welche Symptome treten bei Mumps auf?

Zu Beginn der Erkrankung sind die ersten Symptome eher unspezifisch, wie allgemeiner Mattigkeit und Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Magenschmerzen sowie leichtem Fieber. Darauf folgt in der Regel die schmerzhafte Schwellung der Drüsen.

Die klassischen Hamsterbacken

Nach ein bis zwei Tagen kommt es dann zur Entzündung und dem charakteristischen Anschwellen der Ohrspeicheldrüsen (Parotitis). In 30 Prozent der Fälle ist davon nur ein Ohr betroffen, ansonsten beide Ohren. Da sich die Ohrspeicheldrüsen vor dem Ohr befinden, ist die Schwellung nicht nur im Kieferwinkel zu sehen. Vielmehr ist die gesamte Wange ebenfalls deutlich sichtbar angeschwollen: Hamsterbacken eben …
Die geschwollenen Ohrspeicheldrüsen schmerzen, vor allem beim Kauen und Schlucken. Essen und Trinken können somit recht unangenehm sein.
Nach zwei Tagen erreicht die Schwellung ihren Höhepunkt. Manchmal sind davon auch weitere Drüsen unterhalb des Kiefers betroffen, sodass die Kieferkante nicht mehr sichtbar ist und die Betroffenen ein regelrechtes „Mondgesicht" haben.

Krankheitsverlauf

Normalerweise lassen Fieber und Schmerzen nach sechs bis sieben Tagen nach. Auch die Schwellung der Ohrspeicheldrüsen wird nach etwa sieben Tagen schwächer. Insgesamt kann der Heilungsprozess bis zu zwei Wochen dauern.

Welche Folgeerkrankungen sind möglich?

Insgesamt sind die Heilungschancen bei Mumps sehr gut. Mögliche Komplikationen mit Folgeerkrankungen sind selten, dann aber oftmals sehr schwerwiegend.

Schwerhörigkeit

Das Mumps-Virus kann Entzündungen der Hirnnerven verursachen, die in Einzelfällen zu einer dauerhaften Innenohrschwerhörigkeit führen. Dies betrifft im Schnitt einen von 10.000 Erkrankten.

Entzündung im Gehirn

Besonders gefürchtet ist die durch Mumps bedingte Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten, die Meningoenzephalitis. Sie gehört zu den sehr seltenen Komplikationen der Infektion, führt dann aber häufig zu bleibenden Schäden des zentralen Nervensystems. Für drei von 200 betroffenen Patienten endet diese Komplikation sogar tödlich. Normalerweise sind die Heilungschancen bei einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung durch Mumps jedoch gut.

Unfruchtbarkeit

Weitere Folgeschäden bei männlichen Patienten können Unfruchtbarkeit aufgrund einer Beteiligung der Hoden sein.

Bauchspeicheldrüsenentzündung

In Folge von der Infektion ist in seltenen Fällen auch die zusätzliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse möglich. Charakteristische Symptome dafür sind Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Nach einer Woche klingen diese Probleme – meist ohne Folgebeschwerden zu verursachen – jedoch wieder ab.

Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen

Bei Kindern ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) die häufigste Komplikation. Typische Anzeichen dafür sind starke Kopfschmerzen, Fieber und ein steifer Hals. In der Regel heilt die durch Mumps ausgelöste Meningitis ohne Probleme wieder ab. Nur vereinzelt treten dauerhafte Schäden wie zum Beispiel eine Gesichtslähmung auf.
Die Komplikation der Hodenentzündung kommt vermehrt bei einer Infektion in der Pubertät oder im Erwachsenenalter vor.

Unterschiede zwischen Mann und Frau

Bei etwa einem Viertel der männlichen Mumps-Patienten, die während oder nach der Pubertät erkranken, kommt es zusätzlich zu einer Hodenentzündung. Sie tritt einige Tage nach der Schwellung der Ohrspeicheldrüse auf und dauert etwa eine bis zwei Wochen an. Mögliche Folge dieser sogenannten Orchitis ist Unfruchtbarkeit (Sterilität). Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wenn beide Hoden von der Entzündung betroffen sind.
Bei Frauen ist eine Entzündung der Brustdrüse (Mastitis) eine häufige Komplikation. Sie tritt bei bis zu 30 Prozent der Erkrankten auf. Etwa jede 20. Frau erleidet eine Entzündung eines oder beider Eierstöcke, die in seltenen Fällen zur Unfruchtbarkeit führt.

Kontakt mit Mumps-Patienten?
Hatten Betroffene zwei bis drei Wochen vor Beginn der Beschwerden Kontakt mit einem Patienten, lässt sich der Verdacht auf eine Infektion mit dem Mumps-Virus schnell bestätigen.

Wie wird Mumps diagnostiziert?

Im Blut von Erkrankten lassen sich spezifische Antikörper nachweisen. Die typischen Krankheitszeichen, wie vor allem die Schwellung der Speicheldrüsen und die dadurch bedingten Veränderungen im Gesicht, sind in der Regel für die Diagnose der Mumps-Erkrankung ausreichend. Das macht Laboruntersuchungen dann entbehrlich. 
Bei untypischen Verläufen ist jedoch eine labormedizinische Diagnostik erforderlich. Dazu werden Blut, Urin oder Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit untersucht, um das Virus nachzuweisen. Wenn es zu Komplikationen kommt, wird in bestimmten Fällen auch eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Speicheldrüsen sowie der Bauchspeicheldrüse und des Hodens durchgeführt.

Mumps zählt wie Windpocken, Keuschhusten und Röteln zu den meldepflichtigen Krankheiten. Die Infektion wird vom Labor oder von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet.

Hörtest machen

Da Mumps zur bleibenden Schwerhörigkeit führen kann, ist nach Abklingen der Erkrankung stets ein Hörtest wichtig.

Wie kann Mumps behandelt werden?

Gegen das Virus selbst gibt es kein Medikament. Die Behandlung beschränkt sich daher auf die Linderung der Symptome.

Fieber und Schmerzen reduzieren

Gegen Fieber empfehlen sich fiebersenkende Maßnahmen wie kalte Wadenwickel und fiebersenkende Medikamente. Ein bewährtes Hausmittel zur Behandlung von Schwellungen und Schmerzen im Halsbereich sind Quarkauflagen oder Quarkwickel, die eine kühlende Wirkung entfalten.

Schonen

Körperliche Schonung und ausreichender Schlaf sind ratsam, um das Immunsystem bei der Bekämpfung der Viruserkrankung zu unterstützen.

Weiche und säurearme Ernährung

Damit die Schluckbeschwerden, die durch die Schwellungen auftreten, nicht verstärkt werden, sollten die Betroffenen vor allem flüssige oder weiche Speisen wie zum Beispiel Brei oder Suppe zu sich nehmen.
Vermieden werden sollten zudem saure Lebensmittel (wie zum Beispiel Orangensaft oder Zitrusfrüchte), da die Speicheldrüsen durch die Säure noch mehr arbeiten müssen. Das könnte die Schmerzen verstärken.

Hoden hochlagern

Hat sich der Hoden entzündet (Mumps-Orchitis), sollte er hochgelagert werden. Das lindert die Schmerzen. Auch entzündungshemmende Medikamente können hier zum Einsatz kommen.

Künstlich ernähren bei Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) kann es sinnvoll sein, den Patienten im Krankenhaus für kurze Zeit künstlich zu ernähren.

Andere schützen
Um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, sollten Mumps-Patienten für mindestens neun Tage nach Abklingen der Drüsenschwellung zu Hause bleiben und keine öffentlichen Einrichtungen besuchen (Schule oder Arbeit).

Wie kann ich mich gegen die Infektion schützen?

Eine zuverlässige Vorsorge gegen die Infektion ist nur durch die Mumps-Impfung zu erreichen. Diese erfolgt mit einem abgeschwächten Lebendimpfstoff und bietet lebenslangen Schutz.
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Mumps im Kindesalter in Kombination mit der Immunisierung gegen Masern, Röteln und Windpocken. Hier kommt ein Kombinationsimpfstoff gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR-Impfstoff) zum Einsatz.

Wann und wie oft sollte man impfen?

Die erste Impfung findet normalerweise zwischen dem elften und 14. Lebensmonat statt. Für einen vollständigen Schutz ist eine zweite Impfung nötig, die frühestens vier Wochen nach der ersten Dosis, spätestens aber bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahrs gespritzt wird. Auch nachträglich kann man sich noch impfen lassen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt, die Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachzuholen.
Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind und bislang keine oder nur eine unvollständige Impfung erhalten haben, rät die STIKO bei beruflichen Erfordernissen zur Immunisierung. Beispielsweise ist eine Impfung für Lehrer empfehlenswert.

Die Kosten der Impfung gegen Mumps übernimmt selbstverständlich Ihre Barmer.
 

Literatur

  • Herold, G. et al: Innere Medizin. Selbstverlag 2012
  • Robert Koch-Institut: Ratgeber Mumps
  • Kinderärzte im Netz: Was ist Mumps?
  • Suttorp N. et al.: Infektionskrankheiten. Thieme Verlag. 1. Auflage 2004
  • Sitzmann C.F.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme Verlag. 3. Auflage 2007
  • Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch - Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Thieme Verlag. 6. Auflage, 2013

Weiterführende Informationen

  • Keicher, Ursula: Kinderkrankheiten: Schnell erkennen gezielt behandeln, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2011
  • Nitsch C.: Dr. Mama!: Das andere Buch der Kinderkrankheiten. Bassermann Verlag, 2009
  • Vagedes J., Soldner G.: Das Kinder-Gesundheitsbuch: Kinderkrankheiten ganzheitlich vorbeugen und heilen. Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2013 

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