Agavendicksaft wird über ein Dessert gegossen
Ernährung

Agavendicksaft: Wie gesund ist der Zuckerersatz?

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Sina Horsthemke (Dipl.-Biologin, Nerdpol – Redaktionsbüro für Medizin- und Wissenschaftsjournalismus)

Qualitätssicherung

  • Meike Günther (Diplom-Ökotrophologin)

Agavendicksaft ist als Alternative zu Zucker und Honig in aller Munde. Verglichen mit Industriezucker ist der süße Sirup zwar etwas kalorienärmer, allerdings bringt er einige Nachteile mit sich.

Er süßt Tee, peppt Obstsalat auf, kann beim Backen zum Einsatz kommen oder verfeinert Pfannkuchen, Desserts und Waffeln: Agavendicksaft. Neben Honig, Ahornsirup, Stevia und Birkenzucker ist er ein beliebter Zuckerersatz. Seine Süßkraft ist stärker als die von Haushaltszucker. Doch ist es wirklich besser, statt Zucker einen Löffel Agavensirup in den Tee zu rühren oder den klebrigen Saft auf Pfannkuchen zu träufeln? Weil der Sirup aus Pflanzen stammt, meinen viele, er müsste natürlich und gesund sein. Wer Agavendicksaft als Alternative zu Zucker einsetzt, ernährt sich jedoch nicht unbedingt gesünder – und schadet sogar der Umwelt.

Was ist Agavendicksaft?

Agaven sind hierzulande als Zierpflanze bekannt. Die Sukkulenten mit ihren dicken, stacheligen Blättern lieben Wärme und Trockenheit. In Mexiko und den USA wachsen etwa 200 bis 300 verschiedene Arten wild. Aus Agaven lässt sich Tequila brennen, aber auch Sirup gewinnen.

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Herstellung

Schon die Azteken sollen vor Jahrhunderten ihre Speisen mit Agavendicksaft gesüßt haben. Bei dessen Herstellung entfernten sie das Innere der Agave, bevor die Pflanze zu blühen begann. Für mehrere Wochen lief dann süßer Saft in die ausgehöhlte Mitte. Wird dieser gefiltert und eingekocht, entsteht ein klebriger, zähflüssiger, bernsteinfarbener Dicksaft, dessen Geschmack dem von Karamell nahekommt, aber dennoch relativ neutral ist.

Für die industrielle Herstellung werden heute die sogenannten Agavenherzen, die einer Ananas ähneln und bis zu 68 Kilogramm schwer sind, nach fünf bis sieben Jahren Pflanzenwachstum geerntet. Durch Zerkleinern erhält man die saftigen Fasern, aus denen durch Waschen und Filtern der Saft gewonnen wird. Erhitzen und erneutes Filtrieren dickt den Saft immer weiter ein, sodass sich schließlich Sirup bildet. 

Kaloriengehalt

Der Energiegehalt von Agavendicksaft ist geringer als der von Haushaltszucker:

  • Agavendicksaft: ca. 300 Kilokalorien pro 100 Gramm 
  • Haushaltszucker: ca. 400 Kilokalorien pro 100 Gramm

Wer also Haushaltszucker 1:1 durch Agavendicksaft ersetzt, spart je 100 Gramm etwa 100 Kilokalorien. Weil aufgrund der stärkeren Süßkraft jedoch weniger Sirup benötigt wird, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, lassen sich mit Agavendicksaft noch mehr Kalorien sparen.

Eine Frau in Jeans steht auf einer Waage

Zucker durch Agavendicksaft zu ersetzen reicht leider nicht aus, um Gewicht zu verlieren.

Ist Agavendicksaft ein gesunder Ersatz für Zucker?

Hoher Fruktosegehalt

Anders als Haushaltszucker besteht Agavendicksaft hauptsächlich aus Fruktose (beziehungsweise Fructose), also Fruchtzucker. Für Personen mit einer Fruktose-Unverträglichkeit kommt Agavendicksaft deshalb nicht als Zuckerersatz infrage. Diese Menschen reagieren auf zu große Mengen Fruktose in der Nahrung oder in Getränken mit Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall, weil der Darm den Fruchtzucker nicht richtig aufnehmen kann. 

Ungeeignet ist Agavendicksaft auch für Personen mit einer sogenannten Fruktose-Intoleranz, einem angeborenen Enzymdefekt, durch den die Leber den Fruchtzucker nicht vollständig abbauen kann. Generell ist Fruktose nicht gesünder als Saccharose aus Haushaltszucker. Jede Art von Zucker ist in größeren Mengen ungesund.

Ein übermäßiger und regelmäßiger Verzehr von Fruktose, etwa in Form von Agavendicksaft, kann zu einer Fettleber führen, da Fruktose die Fettproduktion in der Leber ankurbelt. Ebenso können Stoffwechselerkrankungen wie Gicht entstehen, weil der Abbau von Fruktose Harnsäure im Körper entstehen lässt. Wer gern mal ein frisches Stück Obst genießt, braucht aber keine Angst vor einem übermäßigen Fruktose-Konsum zu haben. Es ist eher die zugesetzte und extrahierte Form des Fruchtzuckers, der negative gesundheitliche Folgen haben kann.

Welche Wirkung kann ein Zuviel an Agavendicksaft haben?

Auch bei Menschen, die keine diagnostizierte Fruktose-Unverträglichkeit haben, kann ein übermäßiger Verzehr von Fruchtzucker zu Blähungen und Durchfall führen. Mit Agavendicksaft, der zum Großteil aus Fruchtzucker besteht, sollte man also immer sparsam umgehen.

Keine Vorteile gegenüber Industriezucker

Die Mengen der im Agavendicksaft enthaltenen Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die Befürworter anpreisen, sind sehr gering und damit nicht relevant. Auch die Vitamine, die zwar zum Teil in größeren Mengen vorkommen als etwa in Honig, sind aufgrund der geringen Verzehrmengen vernachlässigbar – zumal viele der enthaltenen Nährstoffe beim Einkochen zerstört werden.

Ist die Alternative also gar keine gesunde Alternative? Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der TU München, bescheinigt Zuckeralternativen wie Agavendicksaft „gegenüber raffiniertem Zucker keine gesundheitlichen Vorteile, da sie auf dieselbe Weise verstoffwechselt werden“, wie einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu entnehmen ist. Hinzu kommt, dass Agavendicksaft im Vergleich zu Industriezucker deutlich teurer ist.

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Ist Agavendicksaft für Diabetiker geeignet?

Es heißt, Agavendicksaft sei für Menschen mit Diabetes eine gute Alternative zu Zucker, weil der glykämische Index des enthaltenen Fruchtzuckers niedriger ist als der von Haushaltszucker. Dass Agavendicksaft den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen lässt als Haushaltszucker, stimmt. Er liefert auch weniger Kalorien. 

Die Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention warnt jedoch, dass ein erhöhter Fruchtzuckerkonsum das Risiko für das metabolische Syndrom – also Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Gicht – erhöhen kann. Es kommt aber immer auf die Menge an Agavendicksaft an.

Darf Agavendicksaft in der Schwangerschaft konsumiert werden?

Um Lebensmittelinfektionen vorzubeugen, sollten Frauen bei der Ernährung während der Schwangerschaft auf bestimmte Dinge verzichten. Agavendicksaft gehört nicht dazu. Während der Schwangerschaft ist gegen den Konsum des Sirups in geringen Mengen nichts einzuwenden. 

Hilft Agavendicksaft beim Abnehmen?

Wer auf Diät ist und Zucker durch Agavendicksaft ersetzt, spart zwar Kalorien, wirklich entscheidend ist dies aber nicht. Durch den hohen Gehalt an Fruktose hat Agavendicksaft beim Abnehmen verglichen mit Haushaltszucker sogar einen Nachteil: Fruktose kann bei übermäßigem Verzehr das Sättigungsgefühl dämpfen, sodass im Zweifel noch mehr gegessen wird. Einen guten Einfluss hat es dennoch, über Alternativen zum Süßen nachzudenken: Ein bewussterer Umgang mit Zucker kann dabei helfen, überflüssige Pfunde loszuwerden.

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Ist Agavendicksaft nachhaltig?

Agavensirup stammt vor allem aus Pflanzen, die in Mittelamerika wachsen. Hinter einer Flasche Agavendicksaft im deutschen Supermarktregal steckt also ein langer Transportweg mit entsprechendem CO2-Ausstoß und Folgen für das Klima. Wem Nachhaltigkeit wichtig ist, der sollte besser keinen Agavendicksaft kaufen. Im Vergleich kann Zucker in Sachen Nachhaltigkeit punkten, wenn er aus Zuckerrüben aus regionalem Anbau stammt. 

Literatur und weiterführende Informationen

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