Eine junge Frau liegt aufgrund einer Eileiterschwangerschaft mit Unterleibsschmerzen auf dem Sofa. Sie hält sich eine Seite des Unterleibs und legt den anderen Arm an den Kopf.
Depression

Depressive Episode: Leichte, mittelgradige und schwere Formen

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Viktoria Vida (Psychologin, Master of Science)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Susanne Zeigermann (Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie)

Kraftlos, freudlos, interesselos: Anzeichen, die auf eine depressive Episode hindeuten können. Warum wird im Kontext von Depressionen meist von Episoden gesprochen? Worum genau handelt es sich dabei und in welchen Fällen sprechen Fachleute von einer leichten, mittelgradigen oder schweren depressiven Episode?

Was ist eine depressive Episode?

Hinter der Diagnose Depression können sich verschiedene Schweregrade und Verläufe verbergen. Entscheidend für die Ermittlung des Schweregrades ist sowohl die Anzahl der Symptome als auch die der Episoden, die Patientinnen und Patienten erleben. Grundsätzlich kann schon ab dem Erleben einer einzigen depressiven Episode von einer depressiven Störung gesprochen werden. Laut der International Classification of Diseases (ICD) zeichnet sich eine depressive Episode durch das Auftreten von mindestens zwei der folgenden Hauptsymptome für mindestens zwei Wochen aus:

  1. deutlich gedrückte Stimmung
  2. Interessenlosigkeit
  3. Antriebslosigkeit

Zudem tritt bei einer depressiven Episode gemäß Definition mindestens eines der folgenden Symptome zusätzlich auf:

  • Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls 
  • unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene 
    Schuldgefühle 
  • wiederkehrende Gedanken an Tod, Suizid oder suizidales Verhalten 
  • vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen, Gefühl der Unentschlossenheit 
  • übermäßiges Bewegungsbedürfnis und starke innere Anspannung und Unruhe oder verzögerte Reaktionen, langsame Bewegungen und reduzierte Mimik 
  • Schlafstörungen
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit entsprechender Gewichtsveränderung 
  • Gefühl der Hoffnungslosigkeit

Hilfe in Notfällen

In akuten Notfällen beispielsweise bei drängenden und konkreten Suizidgedanken wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik oder wählen Sie den Notruf unter der Telefonnummer 112

Sind die Symptome der Betroffenen nach der Phase mit depressiven Beschwerden wieder vollständig verschwunden und treten nicht erneut auf, handelt es sich um eine sogenannte einmalige depressive Episode. Dabei bleibt es jedoch oft nicht: Die Nationale VersorgungsLeitlinie zur Unipolaren Depression der Bundesärztekammer (2022) geht davon aus, dass bei circa 40 bis 60 Prozent der Menschen, die eine erste depressive Episode erlebt haben, eine oder mehrere weitere Episoden folgen.

Ob die Medizin von einer weiteren depressiven Episode oder einem Rückfall spricht, hängt von der Länge der symptomfreien Zeit zwischen den depressiven Episoden ab: Vergehen mehr als sechs Monate, wird von einer rezidivierenden (wiederkehrenden) Depression gesprochen. Sind es sechs Monate oder weniger, wird diese Episode als Rückfall definiert.

Ein Mann hört aufmerksam zu

Soziale Unterstützung, zum Beispiel im Rahmen einer Selbsthilfe-Gruppe, kann Menschen in Phasen depressiver Episoden guttun.

Um Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg aus der Depression bestmöglich zu helfen, ist es wichtig, dass sie in jeder Phase der Depression passende therapeutische Unterstützung bekommen – während einer akuten depressiven Episode ebenso wie in den Zeiten zwischen den Episoden.

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Psychotherapie

Wodurch steigt das Risiko für eine weitere depressive Episode?

Nach einer ersten depressiven Episode haben Betroffene häufig die Sorge, eine zweite zu erleben. Aus der Forschung sind einige Faktoren bekannt, die das Risiko dafür beeinflussen können. 

Generell gilt: Je mehr depressive Episoden eine Person erlebt, desto höher ist das Risiko, dass sie in der Zukunft eine weitere depressive Episode erlebt oder die Depression sogar chronisch wird. Studien zeigen, dass mit jeder depressiven Episode das Risiko für eine weitere Episode um etwa 16 Prozent steigt.

Weitere Faktoren, die häufig mit einem erhöhten Risiko für weitere zukünftige depressive Episoden einhergehen, sind unter anderem:

  • kurzer Zeitraum zwischen vorangegangenen Episoden 
  • lange Dauer der vorangegangenen Episode beziehungsweise Episoden 
  • keine vollständig symptomfreie Zeit zwischen den Episoden, sondern weiterhin eine unterschwellige depressive Symptomatik
  • schwere Symptomatik während der Episoden
  • jüngeres Alter bei Beginn der Symptomatik

Wann spricht man von einer leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episode?

Selten treten die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Interessenlosigkeit und Antriebslosigkeit allein auf. Es kommen je nach Schwere der depressiven Störung Zusatzsymptome wie Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit hinzu. Je mehr Zusatzsymptome sich bei Patientinnen und Patienten zeigen, als desto schwerer wird ihre Depression bei der Diagnose eingestuft. Der Schweregrad einer Depression ergibt sich daraus, welche und wie viele Symptome bei einer betroffenen Person in den vergangen zwei Wochen aufgetreten sind.

  • Leichte Depression: mindestens zwei Hauptsymptome und mindestens ein Zusatzsymptom
  • Mittelgradige Depression: mindestens zwei Hauptsymptome und mindestens drei Zusatzsymptome
  • Schwere Depression: alle drei Hauptsymptome und mindestens fünf Zusatzsymptome

Der am häufigsten in Deutschland diagnostizierte Schweregrad ist die mittelgradige Depression. Es folgt die schwere Depression, die leichte Form wird am seltensten festgestellt. Vor allem bei leichten Depressionen ist jedoch davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist und Betroffene oftmals keine Behandlung suchen, sodass sie nicht erfasst werden.

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Wie lange dauert eine depressive Phase?

Die meisten depressiven Episoden sind zeitlich begrenzt und klingen auch ohne therapeutische oder medikamentöse Behandlung nach durchschnittlich sechs bis acht Monaten wieder ab. Eine effektive Behandlung kann die Dauer der depressiven Episode auf im Schnitt 16 Wochen verkürzen. Patientinnen und Patienten unterscheiden sich individuell stark darin, ob auf ihre depressive Episode eine symptomfreie Zeit folgt (vollständige Remission) oder ob sie weiterhin Symptome gemilderter Stärke erleben (unvollständige Remission). Hält die depressive Episode länger als zwei Jahre ohne Besserung an, wird von einer chronischen Depression gesprochen.

Depressive Episoden können unterschiedlich verlaufen: Manche Betroffenen leiden zum Beispiel unter wiederkehrenden Depressionen.

Depressive Episoden können unterschiedlich verlaufen: Manche Betroffenen leiden zum Beispiel unter rezidivierenden (wiederkehrenden) Depressionen.

Depressive Episode: Wie werden die Symptome behandelt?

Je nach Schweregrad wird eine Psychotherapie, die Einnahme von Antidepressiva oder eine Kombination von beidem empfohlen. Des Weiteren können ergänzende Maßnahmen wie die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, regelmäßige Bewegung und Achtsamkeitsübungen helfen, erste Symptome zu lindern. Wichtig ist vor allem, dass Betroffene Hilfe in Anspruch nehmen.

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Literatur und weiterführende Informationen


 

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